Exkursion zur Gedenkstätte Breitenau – Ein Ort mit Geschichte

Am 9.5.2023 trafen sich die Klassen 10R1 und 10R2 am Bahnhof in Bad Hersfeld, um mit der Cantus-Bahn zur Gedenkstätte Breitenau bei Guxhagen zu fahren. Das Kloster aus dem 12. Jahrhundert wurde 1933 zu einem der frühen Konzentrationslager für politische Gefangene, 1940 dann zu einem Arbeits- und Erziehungslager (AEL) für ausländische Zwangsarbeiter. Nach der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner 1945 wurde der Ort in der 1950ern zu einem Erziehungsheim für schwer erziehbare Mädchen.

Der Eingang zum historischen Ort ging durch einen kleinen Park hin zu einem großen Platz mit einer Kirche. Dies soll ein ehemaliges Konzentrationslager sein? Das können wir uns noch gar nicht vorstellen.

Auf unserem Rundgang, begonnen an der mittelalterlichen Zehntscheune (Sammlung der Abgaben), sahen wir uns vor allem diese Kirche genauer an: Statt großer Kirchenfenster sieht man von außen mehrere kleine Fenster in Reihen über drei Stockwerke. Denn im Kirchenschiff befand sich der Haftblock für die männlichen Gefangenen des Konzentrations- und auch Arbeitslagers. Der hintere Teil der Kirche wurde und wird tatsächlich seit den 1930ern als evangelische Kirche genutzt. In diese kalte Kirche setzten wir uns für einige Minuten und blickten auf eine große Wand mit einer Orgel: Dahinter schliefen damals die Gefangenen! Doch wie kalt muss es in dem alten Gebäude gewesen sein? Bei unserem Besuch waren es draußen etwa 15°C mit Sonnenschein und wir fröstelten

Weiter ging unser Rundgang hinter die Kirche. Hier gab es den Appellplatz, wo die Gefangenen mehrmals am Tag antreten mussten und gezählt wurden sowie ihren Arbeitsbereichen zugeteilt wurden. Der Platz hat heute eine kleine Wiese mit zwei Bäumen. Nichts ist mehr zu sehen von einer Mauer, die den Platz trennte, damit Frauen und Männer sich nicht sehen konnten. Denn gegenüber der Kirche stand die Schlafbaracke der Frauen – bei unserem Besuch sah man Fenster mit Gardinen und Deko. Das Haus ist heute noch Teil der Vitos-Kliniken und mit Leben gefüllt. Da mussten wir schon kurz schlucken.

Schließlich besuchten wir noch den Turm der Kirche. Bereits beim Betreten fällt unser Blick auf die dicken, mittelalterlichen Mauern. Erneut fühlten wir an diesem schönen Frühlingstag die Kälte. Drinnen stellten wir uns zunächst mit 30 Leuten in die Duschen – hier kann man aber nicht mehr erkennen, wie diese in der Zeit des Nationalsozialismus‘ aussahen, denn ein Duschvorhang und eine Heizung wurden wahrscheinlich eingebaut, als der Ort als Mädchenheim genutzt wurde. Weiter oben im Turm quetschten wir uns in eine Einzelhaftzelle – hier wurden die Männer als Strafe für einige Zeit eingesperrt. Mehrere Einritzungen an der Wand geben ein Zeugnis davon, wie sich die Menschen gefühlt haben. Auffällig war hier das kleine Fenster, das erst über unseren Köpfen begann und sowohl ein Außen- als auch Innengitter aus Eisenstäben und noch eine Stahltür hatte. Dunkelheit sollte die Gefangenen foltern und zur Einsicht bewegen.

Nach diesem informativen Rundgang über das Gelände, das noch viel mehr Einblicke bietet, als dass sie hier beschrieben werden können, schauten wir uns nach einer kleinen Pause Aktenkopien einiger Gefangener an. Diese Einblicke waren in der Tat sehr prägend, erfuhren wir dort, dass auf der ersten Seite der Akte das Aussehen der Zwangsarbeiter sehr detailliert beschrieben wurde. Manche erhielten ein Vermerk, dass sie nicht außerhalb des Lagers arbeiten durften, über andere war ein psychologisches Gutachten angefertigt worden, das „Idiotie“ diagnostizierte. Einen solchen Einblick bekommt man im Geschichtsunterricht nicht. Dadurch wurde das Schicksal der inhaftierten Menschen für uns noch realer.

Wer sich über die Gedenkstätte informieren will, kann sich gern die Homepage ansehen (https://gedenkstaette-breitenau.de/). Wir fuhren gegen 13 Uhr mit der Cantus-Bahn wieder zurück – allerdings mit einem Zwischenhalt in Bebra, wo unser Zug endete und wir knapp eine Stunde auf den Folgezug warten mussten. So kamen einige doch noch dazu, sich ihr lang ersehntes Mittagessen zu besorgen.

unscheinbar mitten auf dem Platz – die Kirche mit Geschichte

unsere Klassen zu Beginn des Rundgangs

Das Fenster der Einzelhaftzelle: Gitter, Mauer, Stahltür zum Verdunkeln, Fenster, Gitter und das ganze ca. auf 1,70m Höhe.

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